Schutz für das Tannermoor

Sujet: Moorlandschaft mit Text "Schutz für das Tannermoor - Revitalisierung"

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Das Tannermoor – ein ökologisches Juwel, 
auch als Europaschutzgebiet gewürdigt, 
lässt die Schaffenskraft der Natur
von über 10.000 Jahren erleben  ...



Rubenerteich beim Naturschutzgebiet Tannermoor


Seit Menschengedenken wurde der Moorbereich des Tannermoores weder abgeholzt, noch wurde darin jemals Torf gestochen. Der einzige menschliche Eingriff in dieser Gegend war bis 2019 der am Südrand des Moores gelegene Rubenerteich, der früher das nötige Wasser zur jährlichen Holzschwemmung lieferte. Da aber auch das Tannermoor - wie fast alle Moore in Österreich - immer mehr austrocknete, setzte die Naturschutzabteilung des Landes Oberösterreich in den Jahren 2019 bis 2024 das bis dato größte Renaturierungsprojekt zur Wiedervernässung der Moorfläche um.




ÖSTERREICHS MOORE DURSTEN AUS, ABER DAS TANNERMOOR ERHÄLT WIEDER WASSER

Moore speichern eine hohe Menge an CO2 und spielen beim Klimaschutz eine große Rolle. Dennoch befinden sich Österreichs Moore allgemein in einem schlechten Zustand, es fehlt ihnen der hohe Grundwasserstand. Von Entwässerungen und Torfabbau der letzten Jahrzehnte haben sie sich bis heute nicht erholt. Das Tannermoor erhielt jedoch diesbezüglich Unterstützung und wurde mit intensivem Einsatz wieder fit gemacht.

Moore zu entwässern geht verhältnismäßig schnell und einfach. Doch ein entwässertes Moor wieder zu revitalisieren, ist enorm aufwendig. Im Naturschutzgebiet Tannermoor belebte das Land Oberösterreich in Zusammenarbeit mit der Oö. Landeskultur GmbH, der Landesumweltanwaltschaft und dem technischen Büro REVITAL das 124 ha große Hochmoor mit einer beispiellosen Herangehensweise zu neuem Leben. Besonders beeindruckend bei diesem Projekt war die Dimension der Revitalisierung. Die Maßnahmen, Bauwerke und Logistik, die hier zur nachhaltigen Wiedervernässung umgesetzt werden, hat es in Österreich so noch nicht gegeben. Ziel war es, den Wasserhaushalt im Moor nachhaltig zu verbessern, das Moor möglichst wieder in seinen Urzustand zu versetzen und das österreichweit einzigartige Naturjuwel für künftige Generationen zu erhalten. Die dabei unvermeidbaren kurzfristigen Narben in den wertvollen Moorflächen werden schon bald wieder geschlossen sein, wobei der Nutzen den getätigten Aufwand zum Erhalt des Moores in jedem Fall rechtfertigt.


Errichtung von Spundwänden und Entwässerungsgräben zur Wiedervernässung des TannermooresErrichtung von Spundwänden zur Wiedervernässung der Moorflächen im Naturschutzgebiet TannermoorErrichtung von Spundwänden zur Wiedervernässung der Moorflächen im Tannermoornicht-begehbarer Moorbereich im Naturschutzgebiet Tannermoor

Durch den Verschluss der Entwässerungsgräben ist mittlerweile bereits ein Anstieg des Grundwasserspiegels und die Entwicklung urtypischer Torfmoose erkennbar. In einigen Bereichen des Moores wurde der sensible Moorboden in der Vergangenheit mit standortfremden Fichten aufgeforstet. Ein Teil davon wurde bereits wieder entfernt, die bestehenden Rillen im Moorboden werden eingeebnet und vorhandene Gräben mit Torf verfüllt. Die Entwässerung dieser Moorteile soll dadurch unterbunden und ein Anstieg des Grundwasserspiegels erreicht werden.


Revitalisierungsprojekt war große Herausforderung für alle Beteiligten

Bei Revitalisierungen von Mooren steht und fällt alles mit einem intakten Wasserhaushalt. Es gibt wenig Fachleute, Erfahrungen und Wissen, und bei den komplexen Standortfaktoren bedarf es maßgeschneiderter Maßnahmen. Im Tannermoor wurde hier Neuland betreten: Es wurde eine spezielle Logistik für Maschinen und Transport entwickelt, Lastenhubschrauber für die Bodenschonung eingesetzt und mehr als 300 (!) Spundwände wurden zur Wasserspeicherung versenkt. Die von allen Experten erhoffte Wirkungen zeigte sich erfreulicherweise bereits nach relativ kurzer Zeit sehr deutlich. Eine konkrete langfristige Vorhersage ist dennoch schwierig, vor allem in Zeiten des Klimawandels. Man geht aber davon aus, dass durch diese Maßnahmen weite Teile des Torfkörpers geschützt und die ökologische Funktion langfristig wiederhergestellt werden kann. Die Entwicklungen in den nächsten Jahrzehnten werden daher spannend sein.


Größtes Moor-Revitalisierungsprojekt Österreichs seit 2024 abgeschlossen:
Tannermoor als Vorzeigeprojekt für Natur- und Klimaschutz

Mit dem Abschluss des Revitalisierungsprojekts im Tanner Moor ist ein bedeutender Schritt für den Natur- und Lebensraumschutz in Österreich getan. Im Rahmen des Projekts wurde das bestehende Entwässerungsnetz auf einer Länge von 7,6 Kilometern durch die Herstellung von mehr als 300 Spundwänden erfolgreich wieder verschlossen. Für den Bau der zahlreichen Spundwände wurden über 240 Tonnen an ausschließlich heimischem Lärchenholz verwendet. Die Wiederherstellung eines günstigen Wasserhaushalts im Tanner Moor ist damit das größte abgeschlossene Moorrevitalisierungsprojekt Österreichs!

Die umfangreichen Maßnahmen zur Revitalisierung des Moors zielen darauf ab, den Wasserspiegel in diesem einzigartigen Ökosystem anzuheben und langfristig stabil zu halten. Auf einer Fläche von etwa 120 Hektar finden seltene Torfmoosarten nun wieder ideale Lebensbedingungen vor. Durch das Wachstum der Moose kann das Moor bis zu 1 mm pro Jahr in die Höhe wachsen. Abgestorbene Pflanzenreste sorgen dafür, dass große Mengen an Kohlenstoff über lange Zeit im Boden gebunden werden. Neben der Erhaltung der Artenvielfalt kann somit auch eine wichtige Funktion für den Klimaschutz erfüllt werden.

Im Rahmen des Revitalisierungsprojektes wurde auf die Attraktivierung des Naturschutzgebietes für Besucherinnen und Besucher großer Wert gelegt. Der bestehende Moorwanderweg wurde auf einer Länge von über 500 m saniert und an die neuen Moorwasserstände angepasst. Der Rundwanderweg kann somit auch in Zukunft mit trockenen Füßen begangen werden. Der neue Holzbohlenweg bietet Einblicke bis in das Zentrum des Moores, wo die Veränderungen durch die Anhebung des Wasserspiegels hautnah beobachtet werden können. Im Rahmen eines Interreg-Projekts der Gemeinde Liebenau wurden zudem interessante Informationstafeln zur Wissensvermittlung rund um das Thema „Lebensraum Moor und Moorrenaturierung“ aufgestellt.


Die renaturierten Maßnahmenstandorte im Tannermoor sind bereits wieder gut bewachsen   Im Zuge des Revitalisierungsprojektes im Tannermoor neu angelegte Entwässerungsgräben sind bereits vollständig mit Wasser gefüllt

Die Maßnahmenstandorte der Renaturierung sind bereits wieder von zahlreichen Pflanzenarten besiedelt - die Spuren der Baumaschinen sind kaum noch sichtbar. Auch die neu angelegten Entwässerungsgräben zeigen ihre Wirkung und sind bis an die Oberkante mit Wasser gefüllt. Die nachhaltigen Entwicklungen in den nächsten Jahrzehnten werden daher spannend zu beobachten sein ...



Wiedervernässungsprojekt Tannermoor ein Schulbeispiel für weitere Moor-Renaturierungsprojekte in ganz Österreich

In den kommenden Jahren sollen im Zuge des EU-Projektes LIFE AMooRe zahlreiche weitere Moore in Österreich revitalisiert werden. Das erfolgreich abgeschlossene Revitalisierungsprojekt im Tanner Moor gilt dabei als Vorzeigeprojekt weit über die Grenzen Oberösterreichs hinaus. Durch ein umfassendes Monitoring wird die Entwicklung des Moorwasserspiegels und das Wachstum der Moose weiterhin genau beobachtet. Die gewonnenen Erkenntnisse werden Grundlage für viele weitere Moorrenaturierungen sein.

 

Die Abteilung Naturschutz bedankt sich bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern des Projekts – den Grundeigentümern und Anrainern, der Gemeinde Liebenau, den Moorexperten und Firmen, die die Umsetzung vorbildlich begleitet und ausgeführt haben, sowie den Naturvermittlerinnen und Naturvermittlern, die das Wissen um die Einzigartigkeit dieses Moores weitertragen!



Projektträger:  Land OÖ., Abteilung Naturschutz (Tel. 0732 7720-11871, n.post@ooe.gv.at) und EU
Projektlaufzeit:  2019 - 2024

Logo der Naturschutzabteilung des Landes Oberösterreich

Projektbetreuung:  

  • Büro Revital - Integrative Naturraumplanung, 
  • Christian Schröck (IG Moorschutz, Biologiezentrum, Oö. Landesmuseum), 
  • Mario Pöstinger (Oö. Umweltanwaltschaft) 

Saniertes Entwässerungsnetz:  7,6 km
Eingebaute Spundwände:  ca. 300 Stk.
Einbautes heimisches Lärchenholz:  ca. 240 Tonnen




Hintergrundbild Tannermoor mit Text: Ökologisches Naturjuwel Naturschutzgebiet Tannermoor