Naturschutz- u. Europaschutzgebiet Tannermoor

Hinweis für Besucher: Die WC-Anlage ist über die Wintermonate witterungsbedingt außer Betrieb

Die Leitungen sind nicht frostsicher!

Logo Tannermoor Liebenau

Schriftzug Naturschutzgebiet Tannermoor mit Moorgrafik im Hintergrund 


Das Tannermoor – ein ökologisches Juwel,
auch als Natur- und Europaschutzgebiet gewürdigt,
lässt die Schaffenskraft der Natur
von über 10.000 Jahren erleben.

Dazu gesellt sich der Rubenerteich als Oase der Ruhe und des Badegenusses. 
Neu gestaltete Wanderwege laden ein, mehr über das Latschen-Hochmoor zu erfahren.


ÜBER 10.000 JAHRE ERZÄHLEN ...

Das Tannermoor schlug bereits vor rund 10.000 Jahren sein erstes Kapitel auf: Nach der letzten Eiszeit blieben flache Gesteinsmulden im Granit als Versumpfungswannen zurück, in denen Seggen und Wollgräser die Torfbildung einleiteten. Erst mit den Torfmoosen, im Besonderen das Rote Blut-Torfmoos (Sphagnum magellanicum) trieb das Moorwachstum voran und es wuchs es nach und nach zum Hochmoor auf und schuf die heutige, über den Grundwasserspiegel hinausreichende Aufwölbung, wobei trockenere und feuchtere Klima-Phasen in den folgenden Jahrhunderten die Moorentwicklung verstärkten. Bis zu 10 Meter dick ist die Torfschicht heute mittlerweile geworden. Im Moor eingeschlossene Samen und Pflanzenreste dokumentieren sozusagen als Chronik einen Teil unserer Regionsgeschichte. Heute ist das rund 124 Hektar große Moor durch eine nahezu geschlossene Legföhrendecke geprägt.


Rubenerteich beim Naturschutzgebiet Tannermoor

Verborgen und mystisch liegt der Rubenerteich im sogenannten Geierschläger Wald. An sonnigen Tagen lächelt das Spiegelbild der umliegenden Gehölze und des Himmels auf der ruhigen Wasseroberfläche. Tritt man näher hinzu, offenbart der Teich aber sein dunkelbraunes, ja fast schwarzes Moorwasser, welches reich an Huminstoffen den Badegästen neben Schwimmvergnügen auch einen gewissen Kur-Genuss verspricht. Obwohl das Gewässer 1838 künstlich für die Holzschwemme angelegt wurde, hat ihn sich die Natur längst als wertvollen Lebensraum längst einverleibt. Ausläufer und Wurzeln spezieller Pflanzen bilden eine auf dem Wasser schwimmende Pflanzendecke, den sogenannten Schwingrasen, welcher botanisch gesehen zu den Niedermooren zählt. Der Schwingrasen darf keinesfalls betreten werden, es besteht die Gefahr zu ertrinken!

Von Mitte Mai bis Ende September kann im Rubenerteich auch gefischt werden.


Das Naturschutz- und Europaschutzgebiet Tannermoor liegt im nordöstlichen Mühlviertel (Oberösterreich) zur Gänze im Gemeindegebiet der Marktgemeinde Liebenau, etwa 5 km südöstlich des gleichnamigen Marktortes. In einer Höhenlage von rund 930m Seehöhe weist es eine leichte Neigung der Schutzgebietsfläche von Norden nach Süden auf. Östlich vom Moor befindet sich die Ortschaft Neustift, nordöstlich die Ortschaft Kienau und im Südwesten die Ortschaft Geierschlag. Mit einer Fläche von ca. 124 Hektar, von denen knapp 100 Hektar mit Latschen (Bergkiefern, Spirken) bestockt sind, ist es das größte Moor im Gemeindegebiet von Liebenau und wird als das größte Latschen-Hochmoor Österreichs bezeichnet.


DER NAME TANNERMOOR LEITET SICH VON DER KELTISCHEN BEZEICHNUNG "DAUNERAU" AB ...

Bei den Einheimischen wird das Tannermoor auch vielfach noch "Daunerau" (keltisch = befestigter Ort) genannt. Der Name Tannermoor leitet sich davon ab und bezieht sich auf eine ehemals befestigte Holzburg auf der Lehrmüller-Mauer. Tannen gibt es im Tannermoor jedenfalls so gut wie keine, wie der Name vielleicht vermuten ließe. 


DAS TANNERMOOR RUHT AUF GRANIT ...

Das Tannermoor ist ein sehr sensibles Ökosystem und steht daher seit 1983 unter Naturschutz, 2021 wurde es schließlich auch als Europaschutzgebiet verordnet. 

Gesteinsformation 'Lehrmüller-Mauer' im Naturschutzgebiet TannermoorDer Untergrund auf dem sich das Hochmoor vor ca. 10.000 Jahren gebildet hat, ist eine massive Gesteinsschicht, welche zur sogenannten Weinsberger Granitmasse zählt. Diese wird an manchen Stellen von feinkörnigem Ganggranit durchzogen, auf der sich die wasserundurchlässigen Mulden bildeten, in denen sich das Moor bis zu einer Mächtigkeit von 10 Metern bilden konnte.

Bei den Lehrmüller Mauern bietet die Natur ein weiteres eindrucksvolles Lehrstück zur Wollsackverwitterung auf: 
Dabei dringt Regen- und Schmelzwasser in die Spalten des Granitmassives ein, das den Stein beim Gefrieren sprengt und diesen langsam zermürbt und porös macht. Im Laufe von vielen Jahren bildet sich nach und nach eine Schicht aus Granitgrus, der die noch fest gebliebenen Granitkerne umhüllt. Das verwitterte Material wird durch Regen und Wind abgetragen. Die Blöcke aus festem Gestein bleiben übrig und ragen als faszinierende Steinskulpturen aus dem Boden. 

Die Lehrmüller-Mauer, am Rande des Moores gelegen, ist der höchste Punkt einer eindrucksvollen Steinformation und erlaubt einen fantastischen Blick über das gesamte Moor. Auf den wie aufgeschichtet erscheinenden Blocksteinen stand einst (jedenfalls vor 1400) eine große Holzburg-Anlage. Diese ist längst vermodert, geblieben ist hingegen bis heute das grandiose Panorama, welches sich weit hinein ins Moor und in die Hochebenen des Mühlviertels eröffnet.


SCHUTZ FÜR DAS TANNERMOOR ...

Seit Menschengedenken wurde der Moorbereich im Tannermoor weder abgeholzt, noch wurde darin jemals Torf gestochen. Der einzige menschliche Eingriff in dieser Gegend war bis 2019 der am Südrand des Moores gelegene Rubenerteich, der früher das nötige Wasser zur jährlichen Holzschwemmung lieferte.

Da aber auch das Tannermoor, wie alle übrigen Moore Österreichs, mit einem stetig absinkenden Grundwasserstand und der damit verbundenen langfristigen Austrocknung zu kämpfen hat, wurde vom Land Oberösterreich in Zusammenarbeit mit der Landesumweltanwaltschaft und dem technischen Büro REVITAL in den Jahren 2019 bis 2024 ein beispielloses Revitalisierungsprojekt zur Wiedervernässung des Hochmoores verwirklicht. Besonders beeindruckend an diesem Renaturierungsprojekt ist dabei die unglaubliche Dimension. Die Maßnahmen, Bauwerke und Logistik, die hier zur vollständigen Wiedervernässung der gesamten Moorflächen im Tannermoor umgesetzt wurden, hat es in Österreich so bislang noch nicht gegeben. Ziel war und ist es, den Wasserhaushalt im Moor nachhaltig zu verbessern, das Moor möglichst wieder in seinen Urzustand zu versetzen und das österreichweit einzigartige Naturjuwel für künftige Generationen zu erhalten. Die dabei unvermeidbaren kurzfristigen Narben in den wertvollen Moorflächen werden schon bald wieder geschlossen sein, wobei der Nutzen den getätigten Aufwand zum Erhalt des Moores jedenfalls rechtfertigt.


Errichtung von Spundwänden zur Wiedervernässung der Moorflächen im Naturschutzgebiet Tannermoor    Errichtung von Spundwänden zur Wiedervernässung der Moorflächen im Tannermoor

Errichtung von Spundwänden zur Wiedervernässung des Tannermoores    nicht-begehbarer Moorbereich im Naturschutzgebiet Tannermoor


Durch den Verschluss der Entwässerungsgräben ist mittlerweile bereits ein Anstieg des Grundwasserspiegels und die Entwicklung urtypischer Torfmoose erkennbar. In einigen Bereichen des Moores wurde der sensible Moorboden in der Vergangenheit mit standortfremden Fichten aufgeforstet. Ein Teil davon wurde bereits wieder entfernt, die bestehenden Rillen im Moorboden werden eingeebnet und vorhandene Gräben mit Torf verfüllt. Die Entwässerung dieser Moorteile soll dadurch unterbunden und ein Anstieg des Grundwasserspiegels erreicht werden.


Ausführliche Informationen zum Revitalisierungsprojekt Tannermoor finden Sie im Untermenüpunkt "Schutz für das Tannermoor"


REICHTUM AN SELTENEN PFLANZEN UND TIEREN ...

Der Reichtum an seltenen Pflanzen und Tieren ist wohl der kostbarste Schatz des Tannermoores. Im Laufe von Jahrtausenden hat sich das Tannermoor zu einer einzigartigen Biozönose, also Lebensgemeinschaft von Pflanzen und Tieren in einem Biotop, entwickelt. Manche Tier- und Pflanzenarten haben sich gänzlich auf diesen Sonderstandort ausgerichtet, wie etwa der Rundblättrige Sonnentau, das Scheidige Wollgras, die Moorbeere und der Moorgelbling. Für den Vogelzug sind die Moor- und Feuchtflächen ein wichtiger Rastplatz und Winter- oder Sommerquartier.

Neben dem Rehwild können wir noch Fuchs, Dachs, Edelmarder, Wiesel, Biber, Moohrhuhn [1], Birkwild, Auerwild, Mooreule, Waldohreule, Wildente, Habicht und Sperber [2] sowie Kreuzotter [3] und eine Vielzahl an seltenen Schmetterlingen [4] und Käfern antreffen.


[1]Haselhuhn im Naturschutzgebiet Tannermoor     [2]Sperber

[3]Kreuzotter    [4]Hochmoor-Bläuling, ein seltener Schmetterling der im Tannermoor vorkommt


Auf Schritt und Tritt stößt der Wanderer auf seltene Pflanzen. Die Legföhre bildet dichte Miniaturwälder, auf freien Stellen gedeiht das Heidekraut. An den Randgebieten findet man Heidelbeeren. Die Moorbeere [5], auch Rauschbeere genannt, trifft man im feuchteren, zentralen Teil. Über die Sumpfmoospolster kriechen die zarten Stengel der Moosbeere. Auf die Rosmarinheide [6] wird der Moorbesucher erst zur Blütezeit aufmerksam, weil dann die hellrosa kugeligen Blüten den Moorboden zieren. Der Sumpfporst mit seinen weißen, sternförmigen Blüten kommt im dichteren Legföhrenbestand vor. Der Rundblättrige Sonnentau [7], eine "fleichfressende" Pflanze, ist eine Rarität am Teichrand.


[5]Moorbeere - auch Rauschbeere genannt    [6]Rosmarinheide    [7]rundblätteriger Sonnentau - eine 'fleischfressende' Pflanze


Neben Fichten und Föhren findet man vor allem Latschengewächse [8] - Bergkiefer, Moorkiefer oder Spirke. An Laubbäumen kommen hauptsächlich die Birke und die Moorbirke [9] vor. Zahlreiche seltene Gräser und Kräuter, wie Berg-Alpenglöcklein, Weißer Germer, Sturmhutblättriger Hahnenfuß, Alant-Distel, Arnika, Alpenmilchlattich, Pestwurz und Wollgras ergänzen die interessante Flora des Moores und seiner Umgebung. Abgestorbene Bäume, Äste und Sträucher verbleiben als Totholz [10] im Moor und bieten dann wiederum zahlreichen Organismen (Pilzen, Insekten, usw.) neuen Lebensraum. Je nach Holzart und Zersetzungsgrad sind etwa 600 Pilzarten und über 1300 Käferarten an der vollständigen Remineralisierung eines Totholzkörpers beteiligt.


[8]Latschen im Naturschutzgebiet Tannermoor    [9]Moorwanderweg durch das Naturschutzgebiet Tannermoor    [10]Totholz (abgestorbener Wurzelstock) im Tannermoor



DAS MOOR ERWANDERN ...

Zwei 2023 angelegte und bestens beschilderte Wanderwege stehen zur Auswahl: der kurze, aber kinderwagentaugliche RUBNERtrail, der bis zum Nordostufer des Rubenerteichs führt, und der etwa sechs Kilometer lange Moorrundweg TANNERtrail (nicht barrierefrei!). Letzterer führt die Besucher und Naturinteressierten in eine mystische und sagenreiche Welt, lässt hochspezialisierte Tier- und Pflanzenarten entdecken und vermittelt, wieso Moore für den Klimaschutz so immens wichtig sind. 

Holzbrücke am TANNERtrail, dem Rundwanderweg durch das TannermoorBeide Wege nehmen ihren Ausgang beim Rubenerteich. Dort teilen sich die Wege. Der Rundweg TANNERtrail führt zunächst in Richtung Norden durch Fichtenwald, der von Birken durchsetzt ist. Dann tritt man hinaus auf das Hochmoor. Nach rund einem Drittel des Weges erreicht man den Aussichtsturm. Wer ihn erklimmt, wird mit einem Rundblick über das Moor belohnt. Es geht dann weiter durch das Latschenmoor. Nach kurzer Wanderung kann der Besucher ein Moorfußbad nehmen, das hier besonders erfrischend ist und auch eine heilkräftige Wirkung haben soll. Anschließend geht es durch einen Fichtenhochwald hinauf zu mächtigen Granitkuppen, der sogenannten "Lehrmüller-Mauer". Hier bietet sich dem Wanderer ein prächtiges Panorama mit einem Ausblick weit ins Land, der für die kurze Mühe des Aufstieges mehr als entschädigt. Durch Hochwald führt der Weg zurück zum Rubenerteich, dem Ausgangspunkt der Wanderung. Reines Moorwasser ladet hier zum Baden und Fischen ein. Fuchtlmandl - der freundliche Moorgeist im Tannermoor

Rätselstationen entlang der Wanderwege bringen Kindern das Thema Moor spielerisch näher. 


An den Wegrändern vermag der achtsame Naturliebhaber unterschiedliche Arten des Tormoores, mehrere Beerenarten oder mit viel Glück eine Dolomedesspinne oder einen Moorlaufkäfer zu bestimmen. Moorbläulinge, Hummeln und Waldameisen gesellen sich dazu. Aber nur jenen mit entsprechendem Glauben wird sich auch das sagenumwobene 'Fuchtlmandl' zeigen, jene flackerhafte Gestalt, die uns eine Pforte ins Mystische und Sagenhafte eröffnet. 


HINWEISE:  Für die Begehung des Moorwanderweges TANNERtrail sind jedenfalls feste, wasserdichte Schuhe zweckmäßig, insbesondere nach Regenfällen, wenngleich die sumpfigsten Stellen durch Holzbrücken und mittels Hackschnitzel befestigt sind. Sandalen, Stöckelschuhe, Halbschuhe und dergleichen sind hingegen keinesfalls geeignet.

Folgen Sie den beschilderten und leicht erkennbaren Wegen am besten im Uhrzeigersinn. Bitte verlassen Sie zum Schutz des Moores die ausgeschilderten Wege nicht. Falls Sie einen Hund mitnehmen, bitten wir Sie, diesen an der Leine zu führen und Hundekot mitzunehmen.



FÜHRUNGEN DURCH DAS TANNERMOOR:

Moorführung durch die Naturschauspiel-Moorführerinnen im TannermoorFür Wanderer besteht die Möglichkeit, sich von versierten Moorführerinnen und Moorführern durch das Moor begleiten zu lassen, die über alles Wissenswerte informieren und so manche interessante Geschichte oder Sage zu erzählen haben. Besonders für Wandergruppen und Schulklassen empfiehlt sich diese Führung.
Informationen zu Moorführungen und Terminreservierungen sind beim Koordinator der Moorführungen, Herrn Martin Groß (Tel. 0664 73044587, E-Mail: grossmartin54@gmail.com) möglich, oder direkt bei unseren Moorführerinnen von Naturschauspiel.at:



GASTRONOMIE UND FISCHEN:

Fischer am Rubenerteich präsentiert seinen Fang

Nach der Wanderung lädt der Kiosk beim Rubenerteich, das 'MOOR-TREFF', mit einer kleinen, aber feinen Speisekarte zur Einkehr und Stärkung ein. Der Kiosk wird von der Sportarena Liebenau in der Zeit von Mai bis Oktober betreut. Außerhalb der Öffnungszeiten oder bei Schlechtwetter werden Getränke und Snacks aus einem Automaten angeboten.

Von Mitte Mai bis September besteht im Rubenerteich die Möglichkeit zum Angeln. Der Fischbesatz und die Verwaltung der Fischereiberechtigung werden seit 2024 durch den örtlichen Fischerclub übernommen. 
Fischertageskarten sind beim Kiosk 'Moortreff' am Rubenerteich (T: 07953/81250 - www.moor-treff.at), am Marktgemeindeamt Liebenau (Liebenau 41), bei Uli's Tankstelle (Hinterndorfer, Liebenau 129) sowie im Gasthof Holzmann "Moserwirt" (Dauerbach 26, Nähe Tannermoor) erhältlich.


 

Besuchen Sie das einzigartige Naturjuwel in der Gemeinde Liebenau - 
das Europaschutz- und Naturschutzgebiet Tannermoor ...


Header mit 3 Fotos vom Tannermoor und Rubenerteich mit Überschrift: Naturschutzgebiet Tannermoor

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WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN ZUM TANNERMOOR:



Link als Grafik: Projekt Moorerlebnis (auch auf tschechisch)